Alte Leitungen verzögern Hochwasserschutz in Nitzschka

Arbeiten zur Deichsanierung
sollen nun voraussichtlich am 13. Mai beginnen

Nitzschka. Immer dann, wenn der Regen besonders heftig aufs Dach prasselt, wird Philipp Doering unruhig. Dann wandern seine Blicke wesentlich häufiger hinüber zur Mulde, als dies an regenlosen Tagen der Fall ist. „Wenn dir einmal der Fluss zwei Meter hoch ins Haus geflossen ist, dann nimmst du die Natur um dich herum mit anderen Augen wahr“, so der 82-jährige Nitzschkaer. Umso weniger kann er nachvollziehen, dass sich über fünf Jahre nach der Hochwasserkatastrophe noch nichts in seinem Dorf in Sachen Hochwasserschutz getan hat. „Ich nehme zwar nicht an, dass man uns ganz vergessen hat, aber ich bin davon überzeugt, dass wir in Nitzschka, gäbe es hier noch einen Bürgermeister, schon wesentlich weiter wären.“
Doch höchstwahrscheinlich könnte auch ein erster Mann im Dorf wenig an der Problematik ändern, die einem zügigen Deichneubau in Nitzschka bisher im Weg stand. „Der Vergabe der Bauleistungen für den Deichbau muss zwingend die Umverlegung vorhandener Leitungen im Deichschutzstreifen vorausgehen“, informierte Karla Heinze, Projektleiterin bei der Talsperrenmeisterei Rötha. Während mit dem Versorgungsverband Eilenburg/Wurzen (Wasser), der Telekom sowie der Stadt Wurzen (Straßenbeleuchtung) bereits alle Leistungen für die Umverlegung abgestimmt seien, gäbe es mit der EnviaM. noch Klärungsbedarf.
„Envia liegt zwar eine Finanzierungsvereinbarung der Landestalsperrenverwaltung vor“, so Heinze, „aber auf Grund unterschiedlicher Rechtsauffassungen ist es bisher noch nicht zum Abschluss der Vereinbarung gekommen. Zeitnah soll Envia nun zur mehrfach überarbeiteten Vereinbarung erneut Stellung beziehen.“
Umso problematischer sei die Verzögerung, so Heinze, weil in Nitzschka ein „kurzfristiger Handlungsbedarf“ bestehe. „Aus diesem Grund hat das Regierungspräsidium Leipzig eine Gefahrenabwehranordnung erlassen, die eine umgehende DIN-gerechte und grundhafte Deichinstandsetzung ausgehend vom Rittergut auf einer Länge von 650 Metern fordert.“ Im Zuge dieses Verfahrens solle der Deich entsprechend der Empfehlung der Hochwasserschutzkonzeption auf einen Schutzgrad von „HQ 100“ angehoben werden, was eine Erhöhung um rund einem Meter nötig mache, wobei die bestehende Deichtrasse erhalten bleibe. Aufgrund enger Platzverhältnisse im Bereich zweier Wohngrundstücke sähen die Planungen zudem auf einer Länge von etwa 140 Metern die Errichtung einer Winkelstützwand vor.
Aus dem Tiefbauamt der Stadt Wurzen war zu erfahren, dass die Arbeiten zur Verlegung neuer Leitungen nun am 13. Mai beginnen und bis 30. Mai abgeschlossen sein sollen. Roger Dietze

Dringend sanierungsbedürftig: Alte Leitungen verzögern in Nitzschka jedoch den Neubau des Hochwasserschutzdeiches. Foto: Roger Dietze